Der United Park ist die Heimat unserer Fußballer und bietet zwei Rasenplätze mit Flutlicht. Außerdem gibt es ein 30×40 Meter großes Multifunktions- Kunstrasenfeld, ebenfalls mit Flutlicht. Rundherum befinden sich verschiedene Spielgeräte und ein Beachvolleyballfeld. Der Jugendraum mit der United Lounge bietet Platz für Veranstaltungen aller Art. Ob gemütliches Beisammensein oder offizielle Versammlung. Auch die Darts-Abteilung hat hier ihre Heimat gefunden. Die „United-Family“ wächst entgegen der Trends in der heutigen Zeit kontinuierlich an. Insgesamt freut sich Union Varl mittlerweile über rund 900 Mitglieder, davon 600 in aktiven Gruppen oder Mannschaften. Die stärkste Abteilung stellt dabei der Breitensport (mit zahlreichen Untergruppen) vor Fußball, Volleyball und Tischtennis.
Die Trockenanlage wurde in den Jahren 1950/51 gebaut, 1957/58 kam die Kartoffeldämpfanlage hinzu. Heute ist nur noch eine unansehnliche „Industrieruine“ ohne eine abschirmende Anpflanzung übrig geblieben. Das damalige Unternehmen wurde auf genossenschaftlicher Basis geführt, bis es als „Trocknungsgenossenschaft für den Kreis Lübbecke eGmuH“ firmierte. 1964/65 plante man, die Grüntrocknungsanlage um eine moderne Kartoffeltrocknungsanlage, die im Bedarfsfalle auch für die Korntrocknung verwendet werden konnte, zu erweitern. Zu dieser Erweiterung ist es aber aufgrund finanzieller Schwierigkeiten nicht mehr gekommen, stattdessen wurde der Betrieb Ende der 60er Jahre an Wilhelm Ruhe aus Hartum verkauft. Einige Jahre später ist dann der Betrieb eingestellt worden. Seitdem hatte die „Trockenanlage“ verschiedene Eigentümer. Derzeit wird hier ein Metall verarbeitender Betrieb geführt.
Location für Familienfeiern, Grillabende und Ausgangspunkt für Club- und Radtouren. Mit dem Planwagen geht es auf Besichtigungstour zu den Sehenswürdigkeiten der Region. Spargel- und Grünkohltouren werden ebenfalls angeboten.
Hier wurden bis April 2019 amerikanische Nerze gehalten. Der europäische Nerz ist in weiten Teilen Europas schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts ausgerottet. Beides sind Raubtiere aus der Familie der Marder, die gerne am oder im Wasser leben. Sie haben ein sehr dichtes, wasserabweisendes Fell, was wohl der Grund dafür ist, dass sie schon immer intensiv bejagt wurden. Als Heimat des amerikanischen Nerzes können die USA und Kanada angesehen werden. Diese Art, auch Mink genannt, wird in etlichen Ländern Europas, vornehmlich in den skandinavischen Ländern, in Pelztierfarmen gezüchtet. Als „Gefangenschafts-Flüchtling“ ist der Mink mittlerweile in ganz Europa freilebend verbreitet. Die Pelztierfarm in Varl wurde Anfang der 1970er Jahre errichtet. Die Haltung von Nerzen ist stark umstritten. Laut Aussage des Deutschen Tierschutzbundes gehören Nerzfarmen verboten. Ihre Kritik konzentriert sich vor allem auf die Gehege- und Käfiggröße, das Halten in Käfigen überhaupt, die Einzelhaltung der Tiere und das Fehlen von Schwimmwasser. Die Bildzeitung stellte in einem Bericht über die Varler Nerze am 04. Sept. 1999 u.a. fest: „Gehalten werden drei Tiere in einem Käfig – am Ende vergast für Pelze reicher Leute!“ Aufgrund dieser kritischen Situation brauchte man sich nicht zu wundern, dass militante Tierschützer im September 1999 ca. 7.000 Nerze freigelassen haben, wovon die meisten aber wieder eingefangen werden konnten. Viele sind auf den Straßen zu Tode gekommen. Nur wenige haben überlebt und werden versuchen, in der freien Natur eine neue Population aufzubauen. Nach jahrzehntelangen Protesten aus der Bevölkerung, von Tierschutzvereinen und auch in den Presseorganen wurde die Pelztierfarm dann schlussendlich 2019 geschlossen. Zu diesem Zeitpunkt waren noch an die 5.000 Tiere in der Farmanlage vorhanden. Der letzte Eigentümer Nikita Bosch hat alle Nerze nach Finnland verkauft. In der freien Wildbahn werden hin und wieder Nerze gesichtet.
Einer der ältesten und geschichtsträchtigsten Hofanlagen in Varl ist der Hof Steinkamp Nr. 3, heute Warner, Varler Straße 38, dessen Wurzeln bis weit in das 16. Jahrhundert zurückreichen. Dieser Hof, ebenso wie Steinkamp Nr. 4 haben einen Doppelhofcharakter, sind landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe und in der Bausubstanz gut erhalten. Besonders die Fachwerkarchitektur vom Hof Steinkamp-Warner Nr. 3 fällt sehr gefällig ins Auge. Außerdem ist auf beiden Höfen eine für unsere Dorflandschaft charakteristische weiträumige Hofeingrünung mit überwiegend alten Eichenbeständen vorhanden. In diesem Zusammenhang ist auch die Varler Besiedlungsgeschichte mit den fünf ältesten Varler Höfen rund um das Große und Kleine Feld (zusammen das sogenannte „Hohe Feld“) von Interesse.
Hier liegt ein wahrhaft historischer Bereich. Zum einen stand hier vor langer Zeit die alte „Steinkämper Mühle“, errichtet in den Jahren 1818 bis 1820 von den beiden vorgenannten Steinkämper Höfen. Im Jahre 1959 wurde die Mühle an den Müller Wilhelm Weßler aus Fiestel verkauft. Heute wird auf dieser historischen Stätte von der Familie Weßler ein modernes Sägewerk betrieben. An der Westgrenze des Weßler’schen Anwesens direkt an der Str. „Zur Steinkämper Mühle“ befindet sich eine Ansammlung verschiedener Findlinge und Felsblöcke. Es handelt sich hierbei um die Reste eines Großsteingrabes (auch Hünengrab genannt), das noch bis 1870 auf dem Steinkämper Feld vorhanden war. Hier ist der Familie Weßler zu danken, die im April 2008 einen Teil dieser historischen Steine zusammengesucht und in Erinnerung an das alte Hünengrab als Denkmal wiederaufgeschichtet hat. Weitere markante Findlinge vom historischen Großsteingrab befinden sich auf der angrenzenden Weßler’schen Grund- und Gartenfläche. Erhalten gebliebene Felsblöcke des Hünengrabes auf dem Steinkämper Feld, das sich in unmittelbarer Nähe dieses Standortes befand. Das Großsteingrab war noch bis 1870 vorhanden.
Mit der Grundschule, der Sporthalle und dem sich anschließenden neuen Vereinszentrum stellt dieser Gebäudekomplex einen wichtigen kulturellen Sektor für unsere Ortschaft dar. Durch den Bau einer Aula im Jahre 2007 und die räumliche Erweiterung des offenen Ganztags im Jahr 2011 ist die Grundschule erheblich aufgewertet worden. Auch in der Sporthalle wurden umfangreiche Sanierungs- und Verbesserungsmaßnahmen durchgeführt. Seit 1975 ist die Turnhalle der Austragungsort für alle Aktivitäten der Tischtennisspieler, der Volleyballerinnen und der Breitensportabteilung. Vor der Turnhalle wurde 2022 ein neues Multifunktions-Kunstrasenspielfeld errichtet. Die ehemalige Schießhalle konnte in den Jahren 2021/2022 zu einem modernen Vereinszentrum umgebaut werden. So hat sich der gesamte Gebäudekomplex im Laufe der Zeit zu einem dörflichen Zentrum für die Bereiche Schule, Jugend, Kultur und Sport entwickelt. Die Schule wurde 1956 gebaut und als damalige „Volksschule“ (Klassen 1 bis 8) von den Schülern aus Varl genutzt. Mit der Schulreform 1968 erfolgte eine Abstufung, bei der nur noch die Klassen 1 bis 4 eingerichtet waren. Die Varler Grundschule trägt als gesellschaftlicher Mittelpunkt zur Entwicklung dörflicher Identität bei. Die Grundschule nimmt auch die Schüler:innen aus den benachbarten Schulbezirken Varlheide und Sielhorst mit auf. Die Schulen in diesen Ortsteilen standen dann leer und wurden zu Bürgerhäusern umgewandelt oder an Private zu Wohnzwecken verkauft. Die Grundschule Varl ist eine von vier Grundschulen der Stadt Rahden.
Am Totensonntag 1930 wurde der neue Friedhof in der Gemeinde Varl eingeweiht. Damit hatte die letzte Gemeinde des ehem. alten Amtes Rahden ihren eigenen Friedhof erhalten. Der bis dahin wüste Sandhügel wurde im Volksmund „Buskhöbel“ (Buschhügel) genannt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Varler und Varlheider ihre Grabstätten auf dem Rahdener Friedhof. Diese Vorgehensweise haben bis heute ungefähr die Hälfte der Varlheider beibehalten; meistens aus traditionellen Motiven, teilweise auch aus Gründen der Verkehrsanbindung. Ende der 1960er Jahre gab es auch im Rahdener Land eine breite Zäsur in der bis da üblichen Bestattungskultur. Auch in Varl wurde eine Friedhofskapelle gebaut, mit einem neuen Kriegerdenkmal. Beide Bauwerke wurden am Totensonntag 1968 eingeweiht. Ein denkwürdiger Tag, aber auch das Ende von einem Stück alter Varler Geschichte. Bis dahin wurden die Verstorbenen zu Hause aufgebahrt; dort fand die Trauerfeier statt und vom Haus der verstorbenen Person setzte sich dann auch der Trauerzug in Bewegung. Aber im Laufe der Zeit änderten sich die Möglichkeiten und die Bedürfnisse. Besonders die Neubauten boten weder ausreichend Platz für die Aufbahrung des Sarges noch für die Trauerfeier. Letztlich waren es auch die oft sehr langen Wege zwischen Trauerhaus und Friedhof und die immer stärker werdenden Gefährdungen im Straßenverkehr, die bei den Bürgern die Bereitschaft weckte, sich den veränderten Verhältnissen anzupassen und auch in Varl dem Bau einer Friedhofskapelle zuzustimmen. So verschwand wieder mal ein altes Brauchtum und mancher aus der älteren Generation wird diese Entwicklung bedauert haben. Übrigens: Die Varler Friedhofskapelle hatte zunächst keine Orgel. Diese für Gottesdienste und Trauerfeiern wichtige musikalische Einrichtung wurde Anfang März 1975 im Rahmen eines Gottesdienstes durch Pastor P.-G. Tegeler eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben. Und im Laufe der Jahre und Jahrzehnte ist dieses Gebäude immer mehr geworden als nur eine Friedhofskapelle. Allein der Bau ist ungewöhnlich. Sicherlich war es mutig, die Kapelle so zu bauen. Von vielen als japanische „Teehaus-Silhouette“ bezeichnet, setzt sie sich architektonisch-innovativ von allen anderen Friedhofskapellen der Region deutlich ab. Die großflächige Bleiverglasung vermittelt den Eindruck von Weite. Zugleich gibt das große Dach das Gefühl von Geborgenheit. Beide Begriffe „Weite“ und „Geborgenheit“ charakterisieren auch unsere Region, vor allem unsere Varler Gemeinde. Für diese Gemeinde ist die Kapelle längst zur Mitte geworden, ein Teil der Identität und der Dorfgemeinschaft hier vor Ort. Vor über 40 Jahren als Friedhofskapelle konzipiert, aber zwischenzeitlich längst darüber hinausgewachsen – eine Entwicklung, die für dieses Gotteshaus spricht. Monatlich wird dort Gottesdienst gefeiert, die Kinder werden dort getauft und auch Paare eingesegnet. 1986 fand dort der erste Vorstellungsgottesdienst der Konfirmanden statt, 1988 der erste Schulanfängergottesdienst. Kindergarten- und Schulgottesdienste sind schon zu einer festen Einrichtung geworden. Und ebenso selbstverständlich treffen sich dort alle 14 Tage die Kinder zu ihrem Gottesdienst. Nein – die Varler Kapelle ist mehr als nur eine Friedhofskapelle. Sie ist zu einem Haus für alle Generationen geworden. Ein Ort der Gegenwart Gottes inmitten unserer Gemeinde – eine kleine Kirche inmitten eines kleinen Dorfes. Im Übrigen haben das Alte Kriegerdenkmal auf dem Friedhofsgelände mit dem Neuen Kriegerdenkmal an der Kapelle, das Naturdenkmal „Hohen Steine“ mit dem 2007 neu aufgestellten und sanierten historischen Varler Glockenstuhl und zusammen mit der unkonventionellen Architektur und Baugestaltung der Kapelle eine besondere kultur- und denkmalpolitische Bedeutung. Der Varler Glockenstuhl wurde Mitte des 18. Jahrhunderts gebaut und stellt damit ein über 250 Jahre altes Wahrzeichen der Ortschaft Varl dar.
Der Storchenhof Löhr mit dem seinerzeit ältesten Storchennest im Kreise Lübbecke geht auf das Jahr 1647 zurück. Als „Storchenvater“ Heinrich Löhr 1873 geboren wurde, lebten die Störche bereits 20 Jahre auf dem Hof, wo sie eine Nisthilfe auf dem Giebel des strohgedeckten Fachwerkhauses bezogen hatten. Als Opa Löhr 1966 starb, blieben in den Folgejahren auch die Störche aus.
Die eindrucksvollen baulichen Anlagen sind in Varl natürlich die Bauernhöfe, zum Teil noch im malerischen Fachwerk, die sich am Rande kleiner Wäldchen befinden oder von Eichenhainen umgeben sind. Auf dieser Strecke wird allerdings ein überall im ländlichen Raum vorhandenes Problem in der dörflichen Entwicklung offensichtlich: Alte Bauernhöfe in unterschiedlicher Präsenz! Gut entwickelte und funktionierende Haupterwerbsbetriebe; Hofanlagen, teilweise gut erhalten, gleichzeitig bei den nicht mehr genutzten Wirtschaftsgebäuden auch in einem beklagenswerten, schlechten Zustand. Alarmierend: Die deutlich sichtbar zunehmenden Leerstände sowohl bei den Wohngebäuden als auch bei den Betriebsanlagen! Auf der „Fischerstatt“ sehen wir einen typischen Teilbereich der Auerenaturierung. Im Jahre 1989 wurde der erste Spatenstich zu einem bisher in Nordrhein-Westfalen einmaligen Projekt getan: Das monotone Gewässerbett der Großen Aue sollte mit seinen bis zu 300 m breiten Seitenräumen wieder zu einer naturnahen Gewässerlandschaft entwickelt werden. Die geplante Maßnahme umfasste einen 35 km langen Flussabschnitt von der Grenze zum Kreis Herford bis zur Landesgrenze nach Niedersachsen. Ziel: An der Großen Aue soll wieder eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt heimisch werden, so wie sie einst für diese vielgestaltige Landschaft charakteristisch war. Art und Durchführung der vorgenannten Maßnahme wurden sowohl von der Landwirtschaft als auch von Vertretern der Fischerei wiederholt massiv kritisiert. Mittlerweile wurde ein Teil der Großen Aue aufgrund des Fischvorkommens (z.B. Steinbeißer, Schlammpeitzger) und dem Vorhandensein von Erlen- und Weiden-Auenwäldern sowie feuchten Uferstaudenfluren zum FFH-Gebiet ausgewiesen. Das FFH-Gebiet beginnt im Süden an der L 770 auf der Höhe von Espelkamp und erstreckt sich bis nach Pr. Ströhen im Norden auf einer Fläche von 231 ha. Das Gebiet soll nun auch touristisch erschlossen werden.
Neben dem attraktiven Anwesen Kokemoor sehen wir hier zunächst die Bäckerei Klasing. Im August 1909 wurde ein Dampfmühlenbetrieb eingerichtet. Es handelt sich dabei um eine Mühle, die mittels Dampfkraft angetrieben wird. Der Dampfmühlenbetrieb bei Klasing erfolgte durch einen Saug-Gas-Motor, der mit Anthrazitkohle befeuert wurde. Mit dem Sauggasmotor wurde nebenher auch Strom erzeugt, und zwar für den eigenen Betrieb und für einige Nachbarn. In den 1940er Jahren wurde der Dampfmühlenbetrieb durch eine Hochmüllerei mit elektrischem Antrieb ersetzt. Im Zuge des allgemeinen „Mühlensterbens“ in den 1960er Jahren wurde 1968/70 auch der Mühlenbetrieb bei der Fa. Klasing eingestellt. Am 12.09.1919 eröffnete Hermann Klasing eine Bäckerei, die noch lange von Hermann und Anita Mensendiek mit zahlreichen weiteren Filialen betrieben wurde. Der Betrieb wurde nun eingestellt. Zusammen mit der Bäckerei wurde seinerzeit auch ein Kolonialwarengeschäft (veraltet für Lebensmittelgeschäft) eröffnet, das aber im Jahre 2000 wieder geschlossen wurde. In der Folgezeit bis 2005 wurden die Räume von der Provinzial-Versicherung Hermann Kröger genutzt, danach privaten Zwecken zugeführt. Die ehemalige Gastwirtschaft Winkelmann wurde 1897 von Wilhelm Winkelmann mit Laden und Saalbetrieb gegründet. Danach übernahm sein Schwiegersohn Hermann Löhr aus Espelkamp den Betrieb. Da die Eheleute Löhr keine Kinder hatten, wurde Wilhelm Winkelmann aus Wehe als Erbe angenommen. Wilhelm Winkelmann führte mit seiner Familie den Gaststätten- und Saalbetrieb bis 1995 weiter, dann wurde der Betrieb eingestellt. Das Lebensmittelgeschäft war schon 1990 aufgegeben worden. Nach jahrelangem Leerstand wurde das Gebäude 2005 von der Christus Gemeinde Rahden e.V. erworben. Es wird heute zu kirchlichen Zwecken genutzt. Außerdem sind einige Mietwohnungen vorhanden. Die vorgenannten Ausführungen zeigen, dass auch hier in Varlheide die Grundversor- gung mit Gütern des täglichen Bedarfs mit zwei Dorfläden, einer Bäckerei und einer Gastwirtschaft über lange Zeit sichergestellt war.
Die Adresse „Zum Kleihügel 5“ hat eine interessante Geschichte. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat hier mal das Varlheider Spritzenhaus gestanden, mit einer von Pferden gezogenen Feuerwehrspritze. Im Jahre 1934 wurde in Varl die erste Freiwillige Feuerwehr gegründet. Davor gab es eine sog. Pflichtwehr, bei der jeder Einwohner bei Brandfällen zur Hilfe verpflichtet war. Die neu gegründete Varler Feuerwehr wurde als Löschzug 6 der Freiwilligen Feuerwehr Rahden geführt. Sie bestand aus zwei Halbzügen. Während die Gründungsversammlung der Varler Wehr mit dem ersten Halbzug am 27.03.1934 in der Gaststätte Hanau stattgefunden hat, erfolgte etwas später die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Varlheide mit dem zweiten Halbzug im Gasthaus Winkelmann. 1939 zog Helmut Klems (Gründer des Autohauses Klems in Espelkamp) im Varlheider Spritzenhaus ein und reparierte Fahrräder und Motorräder. Danach war eine Person namens Lehmann in der Werkstatt tätig, bis 1956 Fritz Hartmeier aus Rahden kam und das Gebäude samt Grundstück von der Gemeinde Varl kaufte. Fritz Hartmeier errichtete hier ein zweigeschossiges Haus – oben Wohnung, unten Werkstatt. Er reparierte Fahrräder und Mopeds, gelegentlich auch Motorräder und Autos. Außerdem betrieb er eine PAM-Tankstelle. Daneben fertigte er Matratzenkerne für die Fa. Matratzen-Zurheide in Rahden an. 1965 gab Fritz Hartmeier seinen Betrieb auf und nahm eine Tätigkeit auf dem Fliegerhorst in Diepholz an. Nach seinem Tod im Jahre 1978 wurden die Räumlichkeiten zunächst vermietet, Mitte der 80er Jahre dann an die Erbengemeinschaft Günter Wolf aus Varlheide verkauft.
Von der Varler Heimatforscherin Frieda Warner sind folgende Erklärungen überliefert: „Die drei Höfe Varl Nr. 8, 9 und 10 bildeten vor Jahrhunderten das Gut Haßlage. Den Aufzeichnungen des Rahdener Chronisten Wilhelm Bergmann habe ich entnommen, dass Bischof Albrecht von Minden im Jahre 1470 mit dem Kloster Levern das Gut Haßlage gegen einen Varler Hof eintauschte. Diesen Varler Hof hatte der Bischof schon einmal vorher besessen; es war also ein Rückerwerb. In den Aufzeichnungen des Lehrers Bretthauer fand ich des Rätsels Lösung, um welchen Varler Hof es sich handelte, der vom Mindener Bischof gegen das Gut Haßlage eingetauscht wurde. Es war kein Hof, sondern das „Vorwerker Feld“, heute meistens das „Große Feld“ genannt, das da eingetauscht worden ist. Wahrscheinlich hatte aber auch unser Hof vor Jahrhunderten eine, wenn auch nur geringe, Verpflichtung dem Kloster gegenüber. In unseren alten Hofunterlagen findet sich eine Parzelle „Klostergarten“, die auf die alte Verbindung hinweist. Die Teilung des Gutes Haßlage muss demnach nach 1470 erfolgt sein. In der alten Nummernliste von 1769 führen die drei Höfe folgende Namen: Bödeker zu Haßlage Nr. 8, Löhr zu Haßlage Nr. 9 und Thomas zu Haßlage Nr. 10. Der Name Haßlage als Zusatz zum Familiennamen wurde am längsten vom Hofes Nr. 10 genutzt. In Varl und Varlheide werden diese drei Höfe auch heute noch „durch den Tag“ nach den Namen der ehemals teilenden Brüder genannt: Böks, Löhrs und Thoms.“
Weiter rechts nach dem Haus „Zum Kleihügel 20“ führt eine alte Zufahrt auf das ehemalige Gelände der Ziegelei Detering. 1885 errichtete der Colon Friedrich Pieper die erste der beiden Ziegeleien in Varlheide. 1908 wurde sie von dem Kaufmann Philipp Coblenzer aus Wehdem und dem Pferdehändler Goldstein aus Rahden übernommen. Die Firma nannte sich jetzt „Rahdener Tonwerk“. 1924 kaufte der Rahdener Spediteur Friedrich Detering die Ziegelei. Als der Betrieb 1968 stillgelegt wurde, waren die Rohstoffvorkommen weitgehend erschöpft. Der Kreis Lübbecke erwarb das gesamte Areal und nutzte die tiefe Tongrube anschließend als Mülldeponie.
Im Jahre 1897 entstand in Varlheide eine zweite Ziegelei. Sie lag ganz in der Nähe des Pieper‘schen Betriebes. Ihr Gründer war der Landwirt Wilhelm Löhr, Varlheide Nr. 9. Produktion und Verkauf liefen gut an, bald beschäftigte man schon 20 Arbeiter. 1913 wurde die Firma in eine Genossenschaft umgewandelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg produzierte sie als Dampfziegelei August Löhr KG Vormauerziegel und Klinker. Im Jahre 1977 übernahm der große Dachziegelhersteller Meyer-Holsen den Betrieb, der hier 1978/79 ein neues Dachziegelwerk für die Marke „Vario“ errichtete. Die Produktion von Mauersteinen wurde eingestellt.
Der Spiel- und Bolzplatz wurde auf Anregung aus der Bevölkerung im Jahr 1990 hergerichtet. Zu dieser Zeit lebten 78 (!) Kinder im Alter von 0 bis 10 Jahren in Varlheide. Das Grundstück wurde seinerzeit durch die Stadt Rahden von Manfred Röhe angepachtet. Die Materialkosten – getragen durch die Stadt Rahden – betrugen insgesamt rd. 7.200,00 DM, hinzu kamen noch diverse Spenden (Dachziegel der Fa. Meyer-Holsen, Spielgeräte der Fa. Holz-Hassfeld). Die Herrichtung erfolgte durch viele Arbeitsstunden in Eigenleistung der Varlheider Bevölkerung und zeigt damit ein gutes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement. Der Spiel- und Bolzplatz ist auch heute noch ein beliebter Ort für die anwohnenden Kinder, aber auch Treffpunkt für Fahrradgruppen, die hier an dem kleinen idyllischen Ort eine Rast einlegen.
Der Schnakenpohl ist ein Heideweiher, der 1936 als eines der ersten Naturschutzgebiete in Westfalen mit einer Fläche von 8 ha ausgewiesen wurde. Die wesentlichen Merkmale dieses seltenen Biotops sind Nährstoffarmut, wechselfeuchte Uferzonen und Sanddünen. Mitte des 20. Jahrhunderts drohte der See durch eine langjährige Verlandung auszutrocknen. Der „Pohl“, wie dieses Gebiet im Volksmund auch liebevoll genannt wird, wurde deshalb 1974 im Auftrag des Kreises Minden-Lübbecke ausgebaggert. In den letzten Jahren sind von der ULB des Kreises Minden-Lübbecke weitere Entwicklungs- und Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt worden, um empfindlichen und seltenen Moor- und Heidepflanzen wieder ein Keimbett zu bieten. Im Jahre 2016 trat eine neue Naturschutzverordnung in Kraft, um die Erhaltung, Entwicklung und Wiederherstellung landesweit bedeutsamer Lebensräume seltener und gefährdeter sowie landschaftsraumtypischer Tier- und Pflanzenarten sicherzustellen. Besondere gebietstypische Arten des Heideweihers und der angrenzenden Heide sind gefährdete Pflanzen wie das Sumpf-Johanniskraut, der Flutende Sellerie, der Mittlere Sonnentau, der Gewöhnliche Pillenfarn und der Sumpf-Bärlapp. Weitere sehr seltene Arten wie der Gemeine Teufelsabbiss, das gefleckte Knabenkraut, die Flutende Moorbinse, der Schnabelried, der Englische Ginster, die Seebinse (auch Teich- oder Flechtbinse) und der Dreiteilige Zweizahn sind dazu gekommen. In diesem Zusammenhang ist zu bemerken, dass sich das Sumpf-Johanniskreis und der Mittlere Sonnentau in den vergangenen Jahren außergewöhnlich stark vermehrt haben und sozusagen eine flächendeckende Dimension einnehmen. Auch Glocken- und Besenheide sind – wenn auch peu à peu – auf dem Vormarsch. Durch den Ankauf einer privaten Waldfläche und die Einbeziehung von zwei kleineren privaten Feuchtflächen beläuft sich die Größe des Naturschutzgebietes nunmehr auf 11,00 ha.
Der Bau des Grillplatzes erfolgte im Frühjahr 1989. Hierbei wurden von den Varler Vereinen Eigenleistungen in einem beachtlichen Umfang erbracht. Die 1980er und die 1990er Jahre war die Zeit der Grillplätze. Überall wurde diese Anlagen gebaut, und so wurde auch in Varl und Varlheide der Wunsch nach einem Grillplatz immer lauter. Hinzu kam, dass immer mehr Beschwerden über unzulässige Feuernutzungen und anderen nachteiligen Aufenthalten von Personengruppen im Naturschutzgebiet „Schnakenpohl“ geführt wurden. Da bot es sich an, in einem angemessenen Abstand einen naturbelassenen Grillplatz an der Str. „Schnakenpohl“ zu bauen. Durch die Lage am Kreisradwanderweg wird dadurch gleich mehreren Interessengruppen in der Bevölkerung ein Angebot unterbreitet. In den 1990er Jahren wurde der Grillplatz sehr stark angenommen, insbesondere für private Veranstaltungen. In dieser Zeit gab es auch vermehrt Probleme mit Vermüllungen, Sachbeschädigungen, gefährlicher Feuernutzung und allgemeiner Randale. Durch die Einführung eines Nutzungsentgeltes und vermehrten Kontrollen, die auch von der Polizei durchgeführt wurden, trat im Laufe der Jahre eine erhebliche Verbesserung ein. Heute, nach über 30 Jahren, ist festzustellen, dass die Nutzung des Grillplatzes durch auswärtige Personengruppen sehr stark zurückgegangen ist. Unangemeldete Nutzer, Störer oder Randalierer tauchen fast gar nicht mehr auf.
Seit Eröffnung des Gasthauses im Jahre 1959 ist dieses im Familienbetrieb und wird aktuell in 3. Generation geführt. Das Haus ist barrierefrei, bietet eine gemütliche Kneipe, einen schön angelegten Biergarten, ein Kaminzimmer und zwei Festräume. Direkt neben dem Garten befindet sich die gepflegte und sehr beliebte Minigolfanlage mit 18 Bahnen. Neben regionaler und internationaler Küche wird saisonal auch Pickert, Grünkohl, Grillbuffets und heimischer Spargel angeboten. Ein schöner Start-, Enpunkt oder Zwischenstopp für Radtouren.
Der Südwesten von Rahden
Varl ist ein kleines Dorf ganz im Norden von Nordrhein-Westfalen. Hier gibt es keine U-Bahn, Universität oder riesige Einkaufhäuser. Ja nicht einmal ein Kino oder einen Bäcker. Dafür leben hier 1.700 herzliche Menschen, die ihr kleines Dorf jeden Tag ein bisschen wertvoller machen. Sie engagieren sich leidenschaftlich im Sportverein, haben eine Grundschule mit hervorragendem Offenen Ganztag geschaffen, der sogar Kinder aus den umliegenden Gemeinden anzieht, bauen bald einen Kindergarten, sind innovativ in der Freizeit und beruflich. Sie produzieren Prototypen für die Fahrzeuge von Scheichs oder züchten effektive Mikroorganismen für die Landwirtschaft. WOW!
Und wisst ihr was: man muss nur 3 km mit dem Rad zum nächsten Bäcker, Kino, den weiterführenden Schulen oder dem Bahnhof fahren. Ohne Stau, entlang grüner Wiesen über eine Aue und vorbei an einer Burgruine. Nur die Uni – die fehlt auch in Rahden.
Der Schnakenpohl ist das älteste Naturschutzgebiet im Kreis Minden-Lübbecke und stellt als „Heideweiherbiotop“ deutschlandweit einen sehr seltenen Lebensraum dar.
Obwohl das Gebiet mit 6,6 ha nicht besonders groß ist, ist der Schnakenpohl ein beliebtes Ausflugsziel bei Radfahrern und Spaziergängern. Das liegt nicht zuletzt auch an der besonderen Flora des Heideweihers, die einen Eindruck vermittelt, wie das moor- und heidegeprägte Rahdener Land vor der Kultivierung durch den Menschen ausgesehen hat.
mehr zum SchnakenpohlDie unterversorgten Haushalte in Varl werden in den kommenden Monaten über das Breitband-Förderprogramm des Bundes mit einem Glasfasernetz ausgestattet. Für die Umsetzung hat der Kreis Minden-Lübbecke als Antragsteller die Firma INTERNEXIO beauftragt, die gezielt auf regionale Gebiete eingeht und sich darum kümmert, dass Orte im ländlichen Raum ebenso gut von einem schnellen Internet profitieren, wie die großen Städte.
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